Gruppe gelangweilter, müder Schüler in einem Klassenraum

Ohne Lüften geht es nicht

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In deutschen Klassenzimmern steht es schlecht um die Luftqualität. In einer Feldstudie haben Aachener Forscher typische Lüftungs-Szenarien an Schulen in NRW vermessen und verglichen. Das Ergebnis: Oft ist noch viel Luft nach oben. Die wichtigste Botschaft: Nur eine extrem konsequente Lüftungsroutine kann für ähnlich gute Luft sorgen wie maschinelle Lüftung. Doch an beidem fehlt es oft.

Jeder Mensch atmet Kohlenstoffdioxid (CO2) aus. Zuviel davon in der Raumluft macht müde und unkonzentriert, kann Kopfschmerzen hervorrufen und zu Fehlzeiten und Leistungseinbußen führen. Gerade in Klassenzimmern mit meist hohen Belegungsdichten kann das schnell zum Problem werden.

Abbildung: Vergleich des gemessenen Kohlendioxid-Anteils der Luft im Verlauf eines Schultags. Links: in einem Klassenraum mit Fensterlüftung in den Pausen; rechts: in einem Klassenraum mit maschineller Lüftung bei jeweils ähnlicher Belegung.

Die Aachener Forscher haben daher in einer 4-monatigen Feldstudie1Foliensatz Vortrag zum 6. Kongress ZUKUNFTSRAUM SCHULE: Bildungsbauten nachhaltig gestalten (2019) ,2Abstract im Tagungsband zum 6. Kongress ZUKUNFTSRAUM SCHULE: Bildungsbauten nachhaltig gestalten (2019), Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, S. 47–48 von April bis Juli 2019 stichprobenartig unterschiedliche Lüftungslösungen in Klassenräumen miteinander verglichen. Insgesamt wurden 48 Klassenräume an 23 Schulen untersucht – saniert und unsaniert; mit oder ohne maschinelle Lüftungstechnik.

  • In Klassenräumen von durchschnittlicher Größe und mit einer typischen Belegung herrschte ohne Lüften schon in kürzester Zeit „dicke Luft“.
  • Bereits nach etwa 20 Minuten wurden im geschlossenen Raum CO2-Konzentrationen erreicht, die als hygienisch auffällig gelten: das heisst, die CO2-Konzentration überschritt eine Schwelle von 1.000 ppm (parts per million).
  • Spätestens nach einer Schulstunde wurde die Luftqualität hygienisch inakzeptabel und überschritt 2.000 ppm.

Fensterlüftung oft nur eine Notlösung

In den meisten deutschen Schulen wird über die Fenster gelüftet. Die Messungen der Aachener Feldstudie zeigen aber: Praktisch ist das meist zu wenig. In dem untersuchten Beispiel-Klassenraum ohne Lüftungstechnik wurde in den Pausen und nach Gefühl auch zwischendurch stoßgelüftet. Die CO2-Konzentration war dennoch fast durchweg hygienisch auffällig bis inakzeptabel.

Für eine akzeptable Luftqualität müssten in typischen Klassenräumen extrem disziplinierte und effiziente Lüftungsroutinen („Lüftungsdienst“) eingehalten werden, die praktisch kaum umsetzbar scheinen. Denn geöffnete Fenster können auch mehr Schadstoffbelastung bedeuten, es kann für Fensterlüftung zu laut oder im Winter zu kalt sein. Belegte Fensterbänke können das Öffnen der Fenster verhindern. Im Obergeschoss ist das weite Öffnen von Fenstern aus Sicherheitsgründen oft gar nicht möglich.

Was schnell hilft:

  • Lüftungsdienst einrichten
  • Fenster instandsetzen, Fensterbänke freiräumen
  • CO2-Ampel anschaffen
  • Alle 20 Minuten 5 Minuten Stoß- und Querlüften statt gekippte Fenster

Maschinelle Lüftung lässt sich nachrüsten

Mindestens überall dort, wo die Fensterlüftung aus den oben genannten Gründen keine Option ist, sollten Klassenräume mit maschineller Lüftung ausgestattet werden. Auch in der Feldstudie zeigte der exemplarische Vergleich mit maschineller Lüftung: Gute Luftqualität ist über den gesamten Schultag hinweg möglich. Und: Maschinelle Lüftung ist nicht nur eine Neubau-Lösung, sondern lässt sich auch im Bestand dezentral und relativ unkompliziert nachrüsten.

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